MBMC: Newsletter No 9 - June 2020

Von AutoCult bekommen wir jetzt ein exquisites Modell eines etwas seltsam aussehenden Mercedes, einen Roadster 290 (W18) Baujahr 1933, mit einem maßgeschneiderten Aufbau des Automobilherstellers Amilcar aus St.Denis, einem Vorort nördlich von Paris.

Amilcar existierte nur für eine kurze Zeit zwischen 1921 und 1939. Das Unternehmen spezialisierte sich auf den Bau von kleinen, leichten und schnellen Autos und gewann einige Rennen, darunter 1926 mit dem Typen "CS" und "CGS", und sogar einen Geschwindigkeitsweltrekord mit dem "CO" im Jahr 1925.

1928 führte Amilcar den Typen "CGSS" ein, der auch in Lizenz in Österreich sowie in Deutschland produziert wurde. seltsamerweise wurde er in Deutschland als der "Pluto"geführt. In Österreich wurde er von den Grofri-Werken Gross & Friedmann in Altzerdorf bei Wien unter dem Namen: der „Grofri“ gebaut!). In Italien ging’s beim Nennen einfacher zu, dort hiess er der „Amilcar Italiana“

Im selben Jahr 1928 belegte der deutsche Rennfahrer Ernst von Halle beim zweiten "ADAC Eifelrennen" am 28. Mai auf dem Nürburgring den dritten Platz am Steuer eines Amilcar „C 6“.

Leider kommt er noch nicht einmal zwei Monate später, am 15. Juli 1928, auf demselben Nürburgring bei einem Unfall ums Leben.

In der zwischen 1910 und Mitte der 1920er Jahre in Europa existierenden Kleinstwagen-Kategorien "Cyclecars" bzw. "Voiturettes" waren die sportlichen Amilcars bis zur Übernahme des Unternehmens 1933 durch die Holdinggesellschaft "Sofia" (Société Financière pour l'Automobile) im wesentlichen schmale Zweisitzer, meist in "Französischblau" lackiert.

Ihre Form, Geschwindigkeit und nicht zuletzt ihre Farbe führten dazu, dass sie den Spitznamen "Bugatti des armen Mannes" führten.

Amilcar wurde 1937 von Hotchkiss übernommen und die Automobilsparten beider Firmen fusionierten. Das Unternehmen schloss zu Beginn des Zweiten Weltkriegs gegen Ende 1939 seine Türen, um nach dem Krieg nicht wieder zu öffnen.

Amilcar baute aber auch kundenspezifische Karosserien auf rollenden Fahrgestellen anderer Automarken.

Ein Mercedes-Benz 290 (W18) Roadster, mit einer Karrosserie von Amilcar, steht heute in der "Autosammlung Steim" in Schramberg (Deutschland). Er wurde 1933 für einen deutschen Kunden aufgebaut. Soweit bekannt ist dies der einzige Mercedes den Amilcar karossierte. Alle Unterlagen über den Kunden und seinem Auftrag sind leider verloren.

Aber jetzt geben wir AutoCult das Wort:

Schwäbisches Herz unter gallischem Mantel

Das Jahr 1933 markierte beim schwäbischen Autohersteller Mercedes-Benz die Ablösung der Modellreihe des Typs 350/370 durch das Modell 290. Das Fahrwerk mit dem intern unter dem Kürzel M 18 geführtem Motor diente als Basis für eine Vielzahl an Karosserieaufbauten. Der Kunde konnte aus dem Mercedes-Benz Angebot zwischen Touren-, Limousinen- und Cabriolet-Versionen wählen und selbst in den jeweiligen Ausführungen gab es noch unterschiedliche Varianten, zum Beispiel mit zwei oder mit vier Türen. So groß diese Angebotspalette auf den ersten Blick auch scheinen mag, so gab es aber doch auch einige Kaufinteressenten, die sich eine exquisitere Karosserie wünschten. Für alle jene war das Fahrwerk mit dem 2,8 Liter Sechszylindermotor und einer Leistung von 60 PS auch ohne Aufbau erhältlich. Für die Verkleidung des nackten Chassis boten eine Vielzahl an erstklassigen Unternehmen im In- und Ausland ihre Dienste an.

Einer jener guten Adressen war auch die Firma `Amilcar` in Frankreich. Seit dem Jahre 1921 fertigten das Werk unter der Führung von Joseph Lamy und Emile Akar eigene Automobile und nahm auch Aufträge für die Herstellung von Fahrzeugaufbauten an. In diesem Zuge ging auch ein Auftrag zur Fertigung einer sportlichen Roadster-Karosserie für einen Mercedes-Benz Typ 290 des Baujahres 1933 ein. Der - leider unbekannt gebliebene - Kunde dürfte bei seiner Bestellung angegeben haben, dass er einen sportlichen Roadster besitzen wollte, der seine schwäbischen Ursprünge nicht verschweigen sollte. Um diese Vorgabe umzusetzen, beließen die französischen Karosseriebauer die Front mit dem mächtigen Kühlergrill im damals üblichen Mercedes-Benz Outfit. Doch eine sehr flach angestellte Frontscheibe unterstrich bereits eine Sportlichkeit, die mit dem flach auslaufenden, kurzen Heck eine sehr gelungene Fortsetzung fand. Sehr gut standen dem Cabriolet dabei auch die leicht abgesetzten hinteren Kotflügel, wobei die Hinterräder vollkommen gekapselt wurden.

Nachfolgend eine kleine Klarstellung: so manch ein Sammler hat den Eindruck, dass ‚Avenue 43‘ eine Untermarke von ‚AutoCult‘ ist.

Anfangs hatte ich dies auch angenommen, aber ‚Avenue 43‘ ist eine eigenständige Marke, die allerdings ausschliesslich von ‚AutoCult‘ vertrieben wird. Die Qualität von ‚AutoCult‘ und ‚Avenue 43‘ ist auf alle Fälle die Gleiche.

Avenue 43 gibt zudem ein zweisprachiges (Deutsch-English) Print-Magazin heraus, das kostenlos von den Modellauto-Händlern erhältlich ist. In diesem 24-seitigen Magazin werden zwischen 7 und 9 (durchschnittlich 8) Modellen und deren Vorbildern beschrieben. Fragen Sie danach bei Ihrem Modellauto- Händler.

 

 

Kess (Carmodel) hatte geplant zum Ende Mai das Modell des Mercedes-Benz 260 Typ „Stuttgart“ (W11) von 1929, als viertürige Limousine, in den zwei Ausfürungen blau/schwarz und grün/schwarz herauszubringen. Dank Covid-19 sieht es so aus asl ob wir uns ein Weilchen länger Geduld üben müssen. Die erhältlichen Aufnahmen von Carmodel zeigen ein vielversprechendes Modell, insoweit man das von den Bildern her beurteilen kann.

 

(с)BERND D. LOOSEN