MBMC: Newsletter No 17 - September 2021

Der "Dieselstar"-Rekordwagen von Fritz B. Busch (1975) 

Autocult überrascht uns wieder einmal mit einem außergewöhnlichen Modell: Diesmal ist es die Herausgabe des "Dieselstar"-Geschwindigkeitsrekordwagens des Schriftstellers und Autofans (dieses Wort wird ihm nicht einmal ansatzweise gerecht) Fritz B. Busch. Ich erinnere mich, vor vielen Jahren sein Buch "Einer hupt immer" gelesen zu haben, und fand es leicht, entspannend, nachvollziehbar, lustig und immer auf den Punkt gebracht. Ich mochte seinen Sinn für Humor, ich wünschte, ich hätte den Mann getroffen...

Was das Modell von Autocult angeht, so gibt es nichts, was bei der Entwicklung und Herstellung des Modells hätte schief gehen können. Was kann schon schiefgehen, wenn man ein Modell aus einem "Ding" baut, das wie ein Türkeil aussieht? Es genügt zu sagen, dass Farbe und Dekoration des Modells genauso perfekt sind, wie die 1:43 Reproduktion des tatsächlichen Geschwindigkeitsrekordwagens.

Fritz B. Busch (geboren am 2. Mai 1922 als Fritz Bob Busch; gestorben am 5. August 2010) war ein deutscher Autojournalist, der humorvolle und satirische Artikel sowie Sachbücher zum Thema Auto schrieb.

Anfang der 1960er-Jahre wurde er durch seine Artikelserie „Für Männer, die Pfeife rauchen“ in der Automobilzeitschrift „Auto, Motor und Sport“ bekannt. Sein wohl bekanntester Beitrag aus dieser Reihe war eine 1961 unter dem Titel „Whisky pur oder: Die Flunder“ veröffentlichte Impression über den Jaguar E-Type.

Danach arbeitete er  für den „Stern“, er wurde allerdings Mitte der 70er Jahre, während er sich auf einer Fahrt von Fairbanks in Alaska bis nach Feuerland befand, gekündigt; doch schon bei seiner Rückkehr nach Deutschland lag ein Angebot der Zeitschrift „Quick“ vor. Zuletzt schrieb er eine monatliche Kolumne für das Oldtimer-Magazin „Motor Klassik“.

1965 präsentierte Busch auf der IAA in Frankfurt am Main einen zusammen mit dem Deutschen Michael Conrad und dem Italiener Pio Manzù  entwickelten Stadtwagen. Der „Autonova Fam“ war als Gegenentwurf zu den damaligen Personenwagen gedacht; die Modelle der Automobilindustrie bezeichnete Busch als „unzweckmäßig“ und „nicht verkehrsgerecht“. Ebenso hatte das „Team Autonova“ das zweisitzige Sport-Coupé „NSU Autonova GT“ entworfen. Beiden Autos gemeinsam war die „unverkennbare Konkret Linie“ der Autonova-Mannschaft: „Funktionell, sachlich, zweckmäßig, chromlos, konsequent“. Es fanden sich jedoch keine Geldgeber für die Serienfertigung weder des einen noch des anderen Modells.

Auf Basis eines Formel-2-Rennwagens baute Busch 1975 ein Rekordfahrzeug, den „Dieselstar“. Die Hülle aus 25 Quadratmetern Alu-Blech wurde mit 3.000 Nieten befestigt, Mercedes-Benz unterstützte das Vorhaben mit einem Fünfzylinder-Turbodiesel, der als Mittelmotor angeordnet war.

Der Motor wurde für den Rekordversuch mit einem Turbolader von AiResearch und einer speziellen Einspritzpumpe von Bosch ausgestattet sowie geringfügig modifiziert: Kleinere Zylinderbohrungen reduzierten den Hubraum auf 2.999 cm3; der Motor erhielt eine nitrierte Kurbelwelle und eine verstärkte Ölpumpe sowie besondere Einspritzdüsen und leistete 138 kW (187 PS) bei 4500 U/min.

Am 16. November 1975 stellte Busch mit dem „Dieselstar“ auf der Volkswagen-Teststrecke in Ehra-Lessien den Weltrekord für Dieselfahrzeuge mit einer Spitzengeschwindigkeit von 253,7 km/h auf.

Beachtlich ist dabei insbesondere, dass die bis dahin geltenden Diesel-Rekorde in reiner Geradeausfahrt auf der Rennstrecke der Bonneville Salt Flats in Utah (USA) aufgestellt wurden, wohingegen Busch auf der Versuchsstrecke auch Kurven fahren und bremsen musste.

 

Im Jahr 1973 gründete Busch im oberschwäbischen Wolfegg das erste private Automuseum, zuerst einmal um seine eigene Sammlung unterzubringen, einschließlich des „Dieselstars“.Seit Frühjahr 2017 befindet sich die Sammlung von Fritz B. Busch aus Wolfegg im AUTO & TRAKTOR MUSEUM in Uhldingen-Muhlhofen am Bodensee.

 

(с)BERND D. LOOSEN