MBMC: Newsletter No 14 - September 2021

 

 

   Start: 1.Reihe: L: Antonio Ascari (Alfa-Romeo); M: Christian Werner (Mercedes); R: Jules Goux (Rolland-Pilain)

 

Anläßlich des Grossen Preis von Italien am 19. Oktober 1924 in Monza hatten [der Rennfahrer (die Red.)] Christian Werner und Alfred Neubauer [damals ebenfalls Werks-Rennfahrer] die Idee zum Bau eines Renntransporters. Dieser umgebaute Mercedes Touren-Zweisitzer vom Typ 15/70/100 PS, hier mit Christian Werner am Steuer, für den [Transport des] Mercedes Monza 2 Liter – 8 Zylinder –   Rennwagen gedacht, war erstmals 1924 in Monza zu sehen. Hinter dem Wagen stehen Alfred Neubauer (3. von rechts) und Ferdinand Porsche, (2. von rechts). [Zitat Mercedes-Benz Media].Das war eine fabelhafte Idee, um den Rennwagen schnell von Stuttgart nach Monza zu bekommen, und wurde später mit dem bekannten 1955er „blauen Wunder“ Mercedes Renntransporter wieder aufgegriffen. Aber so ganz neu war die Idee dann doch wieder nicht: bereits vier Jahre zuvor, 1920,  wurde ein Ford Model T aus Anlaß des „Indianapolis 500“ - Rennens in den Vereinigten Staaten ebenfalls zu einem Renntransporter mit auffahrbarer Ladefläche umgebaut, und in „grauen Vorzeiten“ gab es schon einmal einen doppelstöckigen Renntransporter (leider - mangels Bildmaterials – einer  undefinierbaren Marke)…allerdings sehen die Rennwagen eher wie  „Seifenkisten“ aus.

Übrigens: für jegliche Information bezüglich des Herstellers des obigen „Seifenkisten-Rennwagentranspor --ters“, oder ob es sich bei den vermeintlichen Seifenkisten um mehr als nur das handelt, würde ich mich freuen.

Der „Grand Premio d‘Italia“, Monza - Sonntag, 19. Okt. 1924.

Der vierte Grosse Preis von Italien fand auf dem ‚Autodromo Nazionale di Monza statt.

Nehmen wir mal einen Schritt zurück: Der erste GP von Italien fand auf der semi-permanenten Rennstrecke von Montichiari in der Lombardei statt. Nach diesem Rennen wurde klar, dass eine permanente Strecke benötigt wurde, die den technischen und kommerziellen Bedürfnissen der immer zahlreicher werdenden nationalen Automobilhersteller entsprach. Zur Feier des 25-jährigen Bestehens entwarf und finanzierte der Mailänder Automobilclub eine 10 km lange Rennstrecke, die im renommierten Park der Villa Reale von Monza, nördlich von Mailand, gebaut werden sollte. Der Architekt Alfredo Rosselli wird mit der Planung der Strecke beauftragt. Die Bauarbeiten beginnen am 15. Mai, und nach nur 110 Tagen wird an einem verregneten 3. September 1922 die Rennstrecke, dank der Arbeit von 3500 Arbeitern, 20 Lastwagen und der Ausrüstung des Hauptauftragnehmers Piero Puricelli vom italienischen Ministerpräsidenten Facta eingeweiht. Am 10. September 1922 fand dann auf der damals als "schnellste Rennstrecke der Welt" bezeichneten Strecke der zweite Grand Premio d’Italia statt.

Mercedes im Großen Preis von Italien 1924:

Es war das erste Mal nach dem Ersten Weltkrieg, daß Mercedes wieder an einem „Grand Prix“-Rennen teilnahm. Ferdinand Porsche hatte zu diesem Zweck einen aufgeladenen 2 Liter Reihenachtzylinder-Rennwagen, den M128, entwickelt, der den starken Alfa-Romeo Rennern davonfahren sollte. Er war der erste Wagen, den Ferdinand Porsche in seiner Funktion als Chefkonstrukteur der Daimler-Motoren-Gesellschaft selbst entwarf. Trotz langer Entwicklungszeit war, und blieb das Fahrverhalten nicht optimal, eher problematisch, und der Wagen arg schwer zu kontrollieren. Die lange Entwicklungszeit hätte eine Teilnahme von Mercedes beinahe verhindert, wäre es nicht durch eine Terminänderung seitens der italienischen Organisation gelungen, die Wagen doch noch rechtzeitig fertig zu bekommen.

Tatsächlich hatten sowohl Bugatti wie auch Delage angesichts der starken aufgeladenen Alfa-Romeo Rennwagen ihre Wagen zurückgezogen, und Fiat’s Fahrer waren verletzt. So blieben lediglich 4 Rennställe übrig, und das Rennen Auf geht’s: die Mercedes Wagen: von rechts: Nr.2 Christian Werner, Nr.6 Alfred Neubauer, Nr.12: Louis Zborowski)

wurde um 6 Wochen aufgeschoben, eigentlich nur damit die DMG Ihren neuen aufgeladenen M128 fertigbekam, und teilnehmen konnte.

Das Publikum erwartete ein Duell zwischen Alfa Romeo und Mercedes.

Die Alfa-Romeos wurden von den berühmten Antonio Ascari, Giuseppe Campari, von Fernandino Minoia, und - als Ersatzfahrer - von Cesare Pastore, und Bruno Presenti gefahren.

Als Mercedes-Fahrer saßen Christian Werner, Alfred Neubauer, Giulio Masetti, und der Engländer Louis Zborowski hinter dem Steuer, mit Otto Merz, Richard Sailer und Rudolf Caracciola als Ersatzfahrer. Kurz nach dem Start übernahm Ascari in seinem Alfa Romeo die Führung, die er bis zum Ende erfolgreich verteidigte. Anfangs war Giulio Masetti an zweiter Stelle, aber nach und nach wurde er von den              anderen drei Alfa Romeos überholt. Schließlich musste Giulio Masetti mit leerem Tank (!) das Rennen aufgeben. Louis Zborowski (No. 12) versuchte mittlerweile die Alfa Romeos einzuholen, aber dann verlor er in der ‚Curve di Lesmo‘ (Lesmo-Kurve), bedingt durch die schlechte Straßenlage des Mercedes die Kontrolle, kam von der Bahn ab,  prallte gegen einen Baum, und verstarb an Ort und Stelle. Angesichts des tödlichen Unfalls zog daraufhin Mercedes die beiden verbliebenen Wagen mit Christian Werner und Alfred Neubauer aus dem Rennen zurück, so dass Alfa Romeo einen völlig konkurrenzlosen Vierfachsieg verbuchen konnte.

 

Quellen / sources: Mercedes-Benz AG ; Pirelli Archives ; Porsche Museum Stuttgart; Italian Ministry of Culture (MiBACT)

 

                                         L: A. Neubauer

 

 

       L: Mercedes No. 6: A. Neubauer (Mercedes) – R: Alfa-Romeo No 5: G. Campari (Alfa-Romeo)

 

               L: R. Caracciola – R : Chritian Werner                                       

 

 

 

Autocult hat nun das 1:43 Modell des von der DMG speziell für das Monza-Rennen gebauten Renntransporters und den ebenfalls für das Rennen entwickelten Rennwagen als ein Set herausgebracht.

Hier hat Autocult ein wunderschönes, detailgetreues Modellpaar geschaffen, das in jeder Mercedes-Benz Modellsammlung einen Ehrenplatz verdient. Der Preis für das Set beträgt 199,50 € (+ Versandkosten, wo zutreffend) Sollte dies ein Hauch teuer erscheinen, denken Sie daran, Sie bekommen hier zwei Modelle.

 

(с)BERND D. LOOSEN